Die letzten zwei Faulenzertage haben uns sehr gut getan. Wir haben gestern festgestellt, dass wir nun absolut bereit sind für unser Zuhause und tatsächlich auch für den Alltag. Dann haben wir doch alles richtig gemacht.
Am Morgen gehen wir zu einer Abschiedsschwimmrunde zum Strand, singen noch vollkommen verballert für Hubi ein Geburtstagsständchen am Meer und ziehen ein paar „Bahnen“. Herrlich. Das wird uns natürlich fehlen.

Der ganze Campingkrams wird unter den kritischen Augen von Nixe wieder an seinen Platz gebracht. Nixe ist unsere Nachbarin, die wir natürlich nur ganz geheim so nennen, denn sie kommt aus Nienburg und das Kennzeichen ihres Campinggefährts geht dann sehr kreativ mit „XE“ weiter. Direkt neben ihr campt ihr Bruder aus Verden. Na das war vielleicht ein großes Hallo, als wir hier vor drei Tagen einparkten. Der deutsche Norden unter sich. Ach herrje, darauf hatten wir ja gar keinen Bock und Nixe hat hier auf alle Fälle alles im Griff. Markus gab ihr sogar die offizielle Jobbeschreibung „Blockwart“. Ihr entgeht hier kein Detail und sie beobachtet, ob wir auch alles richtig verstauen. Kaum nervig aber wir gönnen ihr dieses Entertainment von Herzen.
Nachdem wir abreisebereit sind, sind wir auch definitiv schon wieder bereit für eine Dusche und machen uns ein letztes Mal frisch, wohlwissend, dass es vermutlich zwei Tage keine Dusche für uns geben wird. Der Bulli lässt nochmal sein mittlerweile übelriechendes Grauwasser auf Korsika zurück, wir checken aus und kaufen noch ein paar Leckereien für die Rückreise ein.
Es kann losgehen. Auf zum Fährhafen in Bastia und wir sind eigentlich viel zu früh aber zack, gibt es kein Zurück mehr und wir stehen schon in der Reihe. Tatsächlich als erstes Fahrzeug, als könnten wir es kaum erwarten, wieder nach Hause zu kommen. Ich gebe zu, die Temperaturen machen mir wirklich sehr zu schaffen und etwas Abkühlung wäre jetzt langsam mal nicht so schlecht. Der Fährhafen in Bastia könnte in jedem Fall etwas Beschattung gebrauchen, wenn man dort mindestens 2 Stunden (bei uns waren es tatsächlich 3 Stunden) vor dem Ablegen einchecken muss. Wir hatten auch kurzzeitig die Idee hier einen Getränkekiosk zu eröffnen. Das wäre eine Goldgrube.


Unsere Moby-Fähre legt relativ pünktlich ab und nun haben wir 5 1/2 Stunden Überfahrt vor uns.
Unter territorialverhaltensauffälligen Hunden und Ich-will-dies-und-das-und-nun-doch-nicht-Kindern versuchen wir im klimatisierten Bereich ein bisschen zu nappen, denn wir wollen von Genua aus heute möglichst noch bis in die Schweiz kommen, um dort irgendwo die Nacht zu verbringen. Einen Campingplatz können wir leider nicht mehr ansteuern, denn dafür wird es zu spät sein. D.h., wir freuen uns schon jetzt wie Bolle auf eine unbequeme Nacht im Erdgeschoss des Bulli, mit allem Komfort, den derartige Übernachtungen so mit sich bringen.
Wir genießen die letzte Stunde an Deck und schauen aufs Meer, da zeigt sich in ca. 1 km Entfernung etwas im Wasser. Ich habe den ganzen Urlaub aufs Meer gestarrt und auf Delfine gehofft. Ich finde, es waren welche. So, basta. Ganz sicher waren es welche.




Das Mittelmeer war sehr ruhig und so kommen wir ohne große Aufregung in Genua an und fahren nun noch ein bisschen in die Nacht hinein durch Italien. Es liegen noch 1.156 km Fahrstrecke vor uns. Die Mautstationen werden uns bestimmt wachhalten.
Wir hatten uns gerade irgendwo hinter Bellinzona in der Schweiz entschlossen auf dem nächsten Rastplatz unser Schlafquartier einzurichten, da blinkte plötzlich die Kontrolllampe für den Reifendruck und kurz danach machte der Bulli komische Geräusche. Die Autobahn war an der Stelle dreispurig, der Pannenstreifen nur ca. 1,5 m breit. Es nützte aber nichts, wir konnten keinesfalls weiterfahren, denn nun drangen auch gummihaltige Gerüche in den Wagen. Also Warnblinker ein, rechts ran, Warnweste, Warndreieck raus und….Reifen kaputt. Was für ein Mist. Mitten in der Nacht, an total ungünstiger Stelle. Wir haben uns erstmal in eine Schlucht gestellt, um uns zu schützen, falls doch eines der geschossartigen Fahrzeuge in unser rollendes Zuhause reinballern sollte. Markus hatte gerade gestern berichtet, dass der ADAC wieder abgebucht hatte und er diesen noch nie in Anspruch genommen hatte. Ihr könnt euch denken, wie die Geschichte weiterging. Der Anruf beim ADAC war schnell und unkompliziert. Die Koordinaten aus GoogleMaps waren ebenfalls schnell telefonisch durchgegeben und nun hieß es lange warten, bis der Abschleppdienst kam. Wir waren froh, endlich nach ca. 2 Stunden aus dem dunklen Nirgendwo abgeholt zu werden.
Der Fahrer sprach relativ gut deutsch, ich versuchte trotzdem mal auf italienisch zu erfahren, wo er uns denn nun hinbringen würde „Gute Frage. Ich habe keine Ahnung. Es gibt hier in der Nähe keine Hotels, die euch jetzt mitten in der Nacht aufnehmen können. Den Wagen bringen wir erstmal nach Faido zu einem VW Händler und dort wünsche ich euch viel Glück, dass der einen passenden Reifen hat.“ Ok, das Übernachtungsproblem war schnell gelöst, denn wir teilten ihm mit, dass es völlig ok sei, wenn wir im Bulli vor dem Autohaus übernachten würden. Er war sichtlich erleichtert. Wir noch nicht, denn die Frage nach einem vorrätigen Reifen UND einem Mechaniker, der am Samstag arbeitet, war für uns noch nicht geklärt. Aber dazu komme ich später.


Als der Bulli seine Nachtposition vor dem Autohaus Karpf & Co eingenommen hatte, meinte ich zu Markus „Der Fahrer war so nett. Wir geben ihm ein Trinkgeld, ich habe aber kein Bargeld mehr. Du hast doch noch was.“ Tja und dann nahm das Schicksal nochmal richtig Fahrt auf. Markus fing an sein Portemonnaie überall zu suchen. Der Gesichtsausdruck veränderte sich zusehends. Er hatte das Etui schon unten in der Schlucht vermisst, hatte da aber noch die Hoffnung, dass er es im Bulli gelassen hatte. Es war nicht da. Wir haben noch ca eine halbe Stunde den kompletten Bulli über Kopf gekriegt…..alles Bargeld, alle Ausweise und Dokumente weg. Panik machte sich breit. Der nette Abschleppdienst hatte wirklich Mitleid mit uns und meinte, er würde nochmal dorthin fahren, wo er uns abgeholt hatte und nachsehen. Aber uns war schon klar, er könnte es unmöglich in der Dunkelheit finden. Selbst unsere genaue Standposition war nur schwer unter den schwierigen Sprachverhältnissen zu erklären. Es kam, wie erwartet, nach einer weiteren halben Stunde der Anruf von ihm „Konnte ich leider nichts finden. Ich rufe die Polizei, ich habe keine andere Alternative.“ Markus sperrte also noch in der Nacht all seine Karten und ab 3:30 Uhr fanden wir dann irgendwie ein bisschen Ruhe im EG des Bullis.
Nach drei Stunden Schlaf brachten wir uns dann so langsam in Position für das Autohaus. Es kam nur niemand….zunächst. Irgendwann kam der Inhaber zu uns und fragte, was los sei und wir erzählten unsere Geschichte. Sein Gesicht ließ keine große Hoffnung auf einen Reifen im Lager aufkommen und eines war jetzt schon klar. Am Samstag arbeitet nur der Verkauf aber niemand in der Werkstatt. Da wir ca eine 3/4 Stunde von Locarno und damit von einem Teil meiner Familie entfernt waren, versuchte ich es zu früher Stunde bei meinem Cousin Paul (entschuldige bitte das frühe Wecken, Paul). Er sprudelte sofort ein zwei Ideen aus und meinte, er würde mal rumtelefonieren und meldet sich wieder. Um 10 Uhr war dann klar, er hatte einen Reifen in Airolo für uns gefunden, der zwar nicht neu ist aber eben vorrätig und die Garage Wolfisberg arbeitet sogar am Samstag. Danke lieber Paul für deine spontane Hilfe. Das nächste Mal machen wir definitiv wieder einen Stopp in Locarno.
Die bittere Pille von 290 CFR für einen erneuten Abschleppdienst für die nächsten 20 km haben wir schnell geschluckt, denn der ADAC antwortete bei der erneuten Anfrage ganz klar „1x abschleppen pro Pannenfall“. Die Alternative wäre gewesen, sich für 2 Tage hier in einem Hotel einzumieten, was ähnlich teuer geworden wäre und zu warten, bis am Montag ein Reifen geliefert und montiert werden kann.
Also bei Karpf abgesagt und in Airolo zugesagt. Es kam ein freundlicher italienisch plappernder Abschlepper und zog den Bulli erneut auf den Auflieger. Das hatten wir auch noch nicht. Innerhalb von wenigen Stunden gleich zweimal mit einem Abschlepper unterwegs. Dieser hatte allerdings keine 2 Plätze für Mitfahrer und so teilten Markus und ich uns den Beifahrersitz mit einem Gurt, was nach diesem genußreichen Urlaub gar nicht mal so leicht war.


Der Rest ging schnell. Der Reifen passte, er wurde sofort montiert, unser Geld war auch schnell über den Ladentisch gegangen…egal, Mund abwischen, weiterfahren. Es war mittlerweile Mittag, wir wollten jetzt schon längst in Deutschland sein und nun standen wir vor dem Gotthard und entschieden über den Pass zu fahren, da der Tunnel voll war. Noch kein Frühstück im Bauch und von sämtlicher anderer sanitärer Hygiene weit entfernt.
Wir waren nur froh, dass wir nun einen funktionierenden Bulli zurück hatten und nicht erst Montagnacht nach Hause kommen. Das hätte ja noch mehr Stress bedeutet.
Also kommen nun abschließend nur noch ein paar Bilder aus der Schweiz vom Gotthard-Pass.



Nun sind wir fast wieder zu Hause und sind froh und dankbar für 3.170 gefahrene Bullikilometer, wenn auch die Panne nicht hätte sein müssen. Am Ende müssen wir aber sagen „es hätte noch ganz anders ausgehen können. Wir hatten Glück im Unglück“.
Wir haben wunderschöne Ecken sowohl in der Schweiz, als auch in Italien und natürlich auf Korsika gesehen, viele schöne Momente gehabt und uns wirklich sehr gut erholt. Auch die Franzosen bzw. Korsen sind uns nun als sehr freundliches Volk in Erinnerung. Ja, sie tun sich schwer mit anderen Sprachen und das Bestehen darauf, mit ihnen französisch zu sprechen, ist uns teilweise auch aufgefallen, es gab aber auch viele andere Fälle, die gut englisch oder sogar deutsch sprachen. Korsika hat jede Menge traumhafte Strände, sympathische Städte und tolle gebirgige Panoramen zu bieten. Wir waren durch unsere E-Bikes in der Lage, die Gegend um einen Campingplatz herum entspannt kennenzulernen. Das hatte einen ganz besonderen Erholungseffekt, denn dadurch haben wir seltener den Ort gewechselt und damit nicht jeden Tag oder zumindest jeden zweiten Tag einen Umzug und die Suche nach einem neuen Schlafplatz zu erledigen gehabt. Wir werden ja auch nicht jünger und das tägliche Neueinleben auf dem CP mit „Wo sind die Waschräume?“, „Gibts da Klopapier oder muss man das mitbringen?“ oder „Müssen wir Baguettes vorbestellen?“ kann ja auch echt anstrengend sein ;-).
Danke, dass ihr uns wieder in Teilen begleitet habt. Von einigen wissen wir es definitiv, dass ihr die gesamte Reise dabei wart aber wie hoch ist wohl die Dunkelziffer ;-)? Wir würden gerne wissen, wer tatsächlich die Energie und Zeit hatte, den Blog täglich zu lesen. Schreibt uns doch gerne auf Instagram oder per WhatsApp einen Hinweis. Leider funktioniert die Kommentarfunktion seit dem Umbau unserer Seite nicht mehr und Markus wird sich das in Ruhe zu Hause mal anschauen, damit spätestens zur nächsten Reise die zum Teil sehr lustigen Kommentare nicht in unseren WhatsApp-Chats versumpfen, sondern alle Mitleser zum Schmunzeln bringen können. Habt Ihr überhaupt wahrgenommen, dass unsere Seite ein ganz neues Layout erhalten hat? Markus hat sich in das Thema vor dem Urlaub voll reingekniet. Die Kommentarfunktion ist bestimmt auch bald wieder da.
Ab jetzt müsst ihr euch erstmal wieder selber beschäftigen. Unser Unterhaltungsvorhang fällt jetzt, wir müssen nämlich Rasen mähen und Wäsche waschen. Es war uns wieder mal ein Fest.